Auf der VMworld vertiefte VMware seine früheren Ankündigungen für den Umbau von vSphere. Die Plattform für virtuelle Maschinen soll eine Kubernetes-Infrastruktur erhalten und Container gleichberechtigt mit VMs unterstützen. Wann das nächste größere vSphere-Release erscheint, bleibt zurzeit aber offen.
Das übergreifende Thema für VMware ist seit geraumer Zeit die Ausrichtung auf Cloud-native Anwendungen, die sich aus Container-basierten Micro-Services zusammensetzen. Der Hersteller wettet dabei ganz darauf, dass sich Kubernetes hier als der Standard durchsetzt.
Tanzu: Produkte für Container-App
Um den kompletten Lebenszyklus von derartigen Anwendungen abzudecken, stellt VMware ein umfassendes Tools-Portfolio unter dem Codenamen Tanzu zusammen. Es dient dazu, Applikationen auf Kubernetes zu erstellen, auszuführen und zu verwalten.
Diese Ambitionen gehen allerdings weit über die eigene Plattform hinaus. VMware erhebt damit den Anspruch, Container-basierte Anwendungen in praktisch allen Umgebungen verwalten zu können, darunter in sämtlichen Public Clouds.
Zahlreiche Zukäufe
Die strategische Ausrichtung von VMware auf Kubernetes ging einher mit einer ganzen Reihe von Firmenübernahmen. Dazu zählen seit 2018 die Akquisitionen von Heptio, Bitnami und Pivotal, die alle in die Kategorie Build fallen.
So spezialisiert sich Bitnami beispielsweise auf das Packaging von Anwendungen für verschiedene Plattformen, darunter auch für Kubernetes-Umgebungen. Die Firma bietet einen ganzen Katalog von Applikationen, die bereits als Container vorliegen und direkt auf die Zielsysteme verteilt werden können.
Andere zugekaufte Produkte tragen dazu bei, die Infrastruktur für solche verteilten Anwendungen bereitzustellen. So steuert das kürzlich erworbene Avi Networks das Load Balancing bei, von VeloCloud stammt die WAN-Beschleunigung (SD-WAN). BitFusion erlaubt es Anwendungen, für rechenintensive Aufgaben die GPU-Leistung entfernter Hosts in Anspruch zu nehmen.
Hinzu kommen mehrere Tools für das Monitoring von Anwendungen, die über mehrere Clouds verteilt sein können. Darunter fällt das 2017 zugekaufte Wavefront sowie das vor ca. einem Jahr akquirierte CloudHealth, das unter anderem die Kosten für Ressourcen in der Public Cloud kontrollieren und optimieren kann.
Als letzter Zukauf kam im Oktober 2019 Carbon Black mit seiner auf Big Data und der Analyse von Verhaltensmustern beruhenden Sicherheitslösung hinzu. VMware möchte sie in alle Komponenten seiner Plattform integrieren, von Workspace One auf der Client-Seite über das Netzwerk bis in das Backend. Der Hersteller spricht in diesem Zusammenhang von „intrinsischer Sicherheit“, weil die Infrastruktur dann selbst auffällige Aktivitäten erkennen soll.
Project Pacific für vSphere
Die Ausrichtung auf Cloud-native Anwendungen und die dafür benötigte komplexe Infrastruktur führt zu einer massiven Ausweitung des Produktportfolios von VMware. Die bisherigen SDDC-Kernprodukte für die Virtualisierung von Compute, Storage und Network sind ebenfalls als Bausteine in diesem Konzept vorgesehen.
vSphere fungiert künftig als Scharnier zwischen der alten Welt aus herkömmlichen Anwendungen, die wie gehabt in virtuellen Maschinen laufen, und den neuen Container-Apps. Die Ausrichtung von vSphere auf Container ist indes nicht ganz neu, sie begann schon vor vier Jahren mit vSphere Integrated Containers.
Mittlerweile geht VMware über diese einfache Variante hinaus und bietet eine Integration mit Pivotal Container Service (PKS). Dieser errichtet auf Basis von vSphere eine komplette Umgebung für den Betrieb von Kubernetes. Allerdings ist vSphere nur eine Deployment-Option für PKS unter anderen.
VMwares strategische Ausrichtung auf native Cloud-Anwendungen beansprucht aber generell, einen Multi-Cloud-Ansatz zu verfolgen, bei dem vSphere nur eine mögliche Plattform für die Bereitstellung von Kubernetes-Cluster ist. Dabei hat der Hersteller aber den Ehrgeiz, vSphere als führendes System für diese Aufgabe zu positionieren.
Dieses Ziel verfolgt das Project Pacific mit einer nativen Unterstützung für Kubernetes. CTO Kit Colbert nennt diesen Umbau als die größte Weiterentwicklung von vSphere in den letzten 10 Jahren, die Rede ist auch von „Rearchitecting“. Die Verschmelzung der beiden Systeme soll sich auch darin äußern, dass Administratoren in vCenter Container als eigene Objekte so verwalten können wie virtuelle Maschinen.